Beim Allrad-Antrieb werden alle Räder eines Fahrzeuges angetrieben, beim Sportwagen-PKW sind das dann wohl meist 4 Stück. Man spricht auch vom Four-Wheel-Drive, allerdings eher bei Geländewagen. Ein Allrad-Antrieb dient in allererster Linie dazu, die Umsetzung der Antriebsleistung oder besser des Antriebs-Drehmomentes in Vortrieb aka. Beschleunigung zu optimieren. Die Fachleute nennen das auch "Längsdynamik".
Das hat nicht immer nur Kavalierstarts und 1/4-Meilen-Rennen als Hintergrund: Wer schon einmal in einer Kurve bei feuchter Strasse mit einem Hecktriebler (die meisten Sportwagen waren das früher) etwas zu beherzt Gas gegeben hat, der weiss, wie hoch die Pulsfrequenz steigt, wenn das Heck unerwartet "kommt".
Und auch bei Schnee und Eis weiss man zu schätzen, dass man nicht stecken bleibt - da sind die Kommentare der heckgetriebenen Konkurrenz plötzlich etwas weniger abschätzig.
Die Motorpresse jubelt ja gerne über die "mitlenkende Hinterachse" bei Hecktrieblern, und das Driften ist groß in Mode. Nur ist man nicht immer auf dem Track oder dem gefrorenen finnischen See unterwegs, wo man Auslaufzonen oder Schneewehen hat, die einen notfalls retten.
Auf normalen Strassen hilft der Allrad-Antrieb auch dem Sportwagen-Fahrer, sicher von A nach B zu kommen. Gasgeben in rutschigen Kurven, Gasgeben beim Lenken, auf glatten Strassen im Winter nicht liegenbleiben sind Pluspunkte im Alltagsbetrieb.
Auf dem Track muss man etwas anders als bei Heck- oder Fronttrieblern fahren: Da Allrad-Sportler i.d.R. etwas schwerer sind als ihre 2WD Konkurrenz neigen sie zum Untersteuern, daher gilt beim Kurvenfahren um so mehr die Devise "slow in - fast out". Also vor der Kurve rechtzeitig bremsen. Dafür kann man mit dem Allradler deutlich früher wieder beschleunigen, nämlich schon vor dem Kurvenscheitpunkt (Apex), wenn man die richtigen Reifen montiert hat. Das ist für hinterherfahrende Möchtegern-Rennfahrer im fast-Serien-3er nervtötend, weil Du so früh bremst (dann denken sie, sie können Dich aussen überholen), und dann steigst Du voll auf's Gas, wenn sie neben Dir sind - und Tschüss.
Beim 3000GT (zumindest in der europäischen und der VR4 Version) habe wir es mit einem permanenten Allrad-Antrieb zu tun. Dieser sorgt per Visko-Kupplung (2 Stück) für eine Drehmomentverteilung von 50:50 zwischen vorne und hinten sowie zwischen den Hinterräder. An der Vorderachse gibt es keine Differentialsperre.
Mit diesem Setup plus der mitlenkenden Hinterachse ist es fast unmöglich, den 3000GT in einer Kurve querzustellen, und ein kontrollierter Drift ist praktisch tatsächlich nicht möglich. Aber schnell fahren kann man damit, schneller als die heckgetriebene Konkurrenz bei vergleichbaren Fahrzeugdaten!